Weisheiten der Woche


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Facts zum Thema SWIFT Affäre von ben.avery@swissroller.net, 5. 7. 2006

Nicht nur Trüffelschweine schnüffeln gerne
Die "New York Times" brachte es an den Tag, aber eigentlich wissen es alle Beteiligten schon lange. Die USA hat Ihre Lauschcomputer im Nervenzentrum des Bankenbereiches drin. Der amerikanische Geheimdienst interessiert sich schon lange für alle Transaktionen in Europa. Natürlich muss man gegen Terroristen vorgehen, natürlich zeigen die Geldströme von kriminellen Organisationen woher das Geld kommt und wohin es fliesst und natürlich muss man den Terror mit allen Waffen bekämpfen. Aber die Art und Weise der konstanten US-Überwachungen wirft eine Menge von Fragen auf.

Die Facts
Die "New York Times" hatte am letzten Freitag berichtet, dass über den zentralen internationalen Datenknotenpunkt der SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) in Belgien alle Überweisungen von Personen überwacht,
die im Verdacht stehen, in Verbindung zum Terrornetzwerk Al Qaida zu stehen. Das US-Finanzministerium hatte ebenfalls bestätigt, dass sich Agenten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Zugang zu den Swift-Daten verschafft hatten. Praktisch alle Banken auf dieser Welt lassen Ihre Geldströme über Swift an die richtigen Swift-Adressen fliessen.

Die Gründe
Die US-Administration bespitzelt seit Jahrzehnten die ganze Welt. Ob das im Einzelfall über die NSA, den CIA oder eine Spezialtruppe abläuft, ist nicht relevant. Die USA rechtfertigen die weltweite Spionage mit dem "Kampf gegen das Böse" auf dieser Welt. Ein lobenswertes Ziel, aber die Welt ist nicht aufgeteilt in liebe und böse Menschen. Und die böse Terroristen auf der anderen Seite sind auch nicht alle dumm. Die organisierte Kriminalität läuft schon lange nicht mehr mit Millionen in Plastiktaschen herum und gibt diese beim nächsten Bankschalter ab. Die Banktransaktionen dieser finsteren Gruppen werden von hochintelligenten Finanzspezialisten und einem Netzwerk von verschachtelten Unternehmungen im Hintergrund ausgeführt.

Gemäss CIA ist das kontinuierliche durchforsten von Banktransaktionen ein Schlüssel um die Aktivitäten von Terrorgruppen zu erkennen.

Die Mittäter
Bush kritisierte die Medien scharf für Enthüllung von Konten-Spionage. "Alles was wir getan haben war vollkommen vom Gesetz gedeckt", sagte Bush am Montag in Washington. Wer Terroristen verfolge, suche ihre Finanzwege. Das hätten die USA getan. So einfach geht das aber nicht. Mit diese Spionage wurden viele Gesetze einzelner Länder verletzt. Das Bankengeheimnis wird durch solche Aktionen zur absoluten Farce.

Das Überwachungsprogramm wird auch den belgischen Senat beschäftigen. Der Ausschuss zur Kontrolle der Geheimdienste soll prüfen, ob die belgische Staatssicherheit über den Vorgang informiert war, teilte die Senatsverwaltung in Brüssel mit. Zuvor hatte die belgische Notenbank eingeräumt, sie habe von der Weitergabe persönlicher Daten an die USA gewusst.

In der Schweiz will niemand etwas davon gewusst haben, die Grossbanken sollen jedoch teilweise informiert worden sein. Die Aussage von vielen Kennern der Bankenszene ist jedoch lachhaft. Jeder seriöse Banker weiss genau, dass alles was in der Schweiz über ein elektronisches Medium läuft, abgehört wird. Schon als Elisabeth Kopp mit Ihrem Mann telefonierte, hörte jemand mit. Man weiss auch, dass die Verschlüsselung von sensitiven Daten im kommerziellen Umfeld nur etwas für Dumme ist. Die NSA knackt all diese Verfahren problemlos in Echtzeit, die Daten liegen wie in einer offenen Zeitung vor den Agenten. Wenn man natürlich noch direkte SWIFT-Unterstützung hat, geht es noch einfacher. Dann werden die leistungsstarken Computer des NSA direkt auf den Datenstrang gelegt und die Datenströme abgesaugt.

Das Problem
Damit aus den abgefangenen Daten verwertbare Informationen und schliesslich Wissen wird, müssen diese über viele Stufen verarbeitet werden. Komplexe Programme versuchen aus dem riesigen Datensalat eine sinnvolle Spur zu finden. Dass die USA in dieser Disziplin nicht der grosse Meister ist, haben die letzten Jahre gezeigt. Trotz Milliardenbudgets waren die US-Geheimdienste in allen wichtigen Punkten erfolglos. Im Gegenteil, durch das teilweise stümperhafte Vorgehen der Geheimdienste, wurde die US-Führung mit falschen Informationen beliefert. Aus diesen falschen Informationen wurden falsche Schlüsse gezogen und am Ende falsche Massnahmen eingeleitet.
Und dass einfache Reporter relativ schnell herausfinden, wo die USA überall am schnüffelt ist, zeigt, dass die USA schon mit der Geheimhaltung in den eigenen Reihen ein riesiges Problem hat.